Mittwoch, 12. März 2025

    In diesem Teil werden die drei zur Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ gehörenden Untermodelle

    1. Modell „Index above MA43“,
    2. Modell „Stocks above MA50“,
    3. Modell „Net New Highs Percent“.

    zu einem Modell zusammengeführt, eine Punktebewertung eingeführt und anhand von Fallbeispielen diskutiert.

    Punktesystem Untermodell „Kursverhalten Einzelaktien“

    In Teil 3 dieser Beitragsreihe wurde definiert, wie die Abstufung in Abhängigkeit der Punkteanzahl von positiv bis negativ erfolgen. Auf den ersten Blick macht eine Abstufung zwischen „positiv“ und „verhalten positiv“ wenig Sinn, da der Unterschied nicht besonders gross ist oder zumindest zu sein scheint.

    Tatsächlich erhöht die Berücksichtigung der Stufe „verhalten positiv“ die Flexibilität, wenn es um das Zusammenspiel mit anderen Komponenten geht. Hier sei auf das Beispiel der Marktkorrektur Ende Juli/Anfang August 2024 hingewiesen, die weiter unten erörtert wird und in noch folgenden Beiträge zu dieser Serie erneut aufgegriffen werden wird.

    Bezüglich der Abstufungen scheint auch die Frage angebracht, was ein aus dem Kursverhalten von Einzelaktien abgeleitetes neutrales Marktumfeld eigentlich bedeutet?

    Die Antwort ist so simpel wie plausibel: Die Bedeutung der anderen, zum Gesamtmarktmodell gehörenden Komponenten nimmt in diesem Moment zu und entscheidet letztendlich, ob das Gesamtmarktmodell ein positives oder negatives Marktumfeld anzeigt (oder ein Stadium dazwischen).

    Da zumeist die Sentiment Komponenten in dem Moment, wo die Komponente für das Kursverhalten von Einzelaktien neutral ist, ebenfalls neutral ausfällt, wird die monetäre Komponente zum entscheidenden Faktor. Dazu in den noch kommenden Beiträge mehr.

    Bedeutung der positiven Stufe der Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“

    Ein „positives“ oder „verhalten positives“ Marktumfeld bedeutet, dass der breite Markt auf kurstechnischer Ebene eine positive Bewegung unterstützt. Da es wesentlich einfacher, Gewinne mit Aktien zu erzielen, wenn der Gesamtmarkt in dieselbe Richtung läuft und gleichzeitig Makroindikatoren nur zeitverzögert reagieren können, kommt der Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ innerhalb des Gesamtmarktmodells insbesondere zu Beginn, aber auch während eines Bullenmarktes, eine Schlüsselrolle zu.

    Auch wenn die Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ der wichtigste Baustein des Gesamtmarktmodells ist, heisst das allerdings nicht, dass nur neue Käufe eingegangen werden dürfen, wenn die Komponente positiv, also mindestens 1,5 Punkte aufweist.

    Ebenso gilt: Auch wenn die Komponente positiv ist, kann es vorkommen, dass keine weiteren Einstiege vorgenommen werden, beispielsweise, wenn mit die monetäre Seite (die auch als Liquiditätsseite bezeichnet werden kann) negativ ist.

    Die einzelnen Komponenten des Gesamtmarktmodells sollten und müssen stets im Zusammenhang (Kontext) gesehen werden. Andernfalls ist ein aus mehreren Komponenten bestehendes Modell ohne Nutzen.

    Anwendung im Jahr 2024

    Die folgende Grafik zeigt den S&P 500 Index mit einem MA43 im oberen Teil. Darunter sind zwei Datenreihen zu sehen, die den Net News Highs Percent für die NYSE sowie die Nasdaq anzeigen. Es folgen zwei Datenreihen, die die Anzahl der über ihrem Gleitenden 50-Tage Durchschnitt (GD50 = MA50) liegenden und zum Russell 1000 beziehungsweise Russell 2000 gehörenden Aktien anzeigt. Ganz unten ist das Gesamtmodell für die Komponente dargestellt.

    Die Korrektur im April 2024, die im hier nicht gezeigten Nasdaq Composite deutlich stärker ausfiel, als im hier zu sehenden S&P 500 Index, wurde mit Schlusskurs vom 12. April 2024, erkannt. Das Model für die Komponente fiel an diesem Tag auf -2,5 Punkte.

    Nicht so perfekt erkannt wurde der Kurseinbruch Anfang August 2024. Eine Betrachtung der Marktbreite zeigt, dass diese vorhanden war und daher das Modell nicht sofort negativ wurde. Auf diese Korrektur und ihren Zeitraum wird im Rahmen dieser Beitragsreihe nochmals eingegangen, wenn es um die Besprechung der Sentiment sowie der Liquiditätskomponente geht.

    Bereits an dieser Stelle festzuhalten wäre, dass das Modell mit Schlusskurs vom 1. August 2024 (blauer Pfeil im Chart) auf 1,5 Punkte fiel, damit die kurstechnische Komponente gerade noch leicht positiv war, während die Sentiment, wie auch Liquiditätskomponente zur Vorsicht mahnten beziehungsweise eindeutig negativ ausfielen.

    Anwendung im Jahr 2023

    Das Jahr 2023 war unter anderem von Meldungen zu deutlichen Fortschritten im Bereich der KI (mit direktem Einfluss auf Nvidia und andere Unternehmen), von der Bankenkrise im März 2023 (Credit Suisse Pleite) und der 3-monatigen Korrektur von August bis Ende Oktober geprägt – inklusive einer Jahresendrallye, die bereits Ende Oktober ihren Anfang nahm; siehe folgende Grafik.

    Das Modell für die Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ erfüllte dennoch seine Aufgabe respektabel. Die Phase von April bis Ende Mai zeigte das Modell überwiegend ein neutrales Marktumfeld an, was mit Blick auf die abwartende Haltung der Marktteilnehmer bezüglich einer möglichen Bankenkrise durchaus angebracht war.

    Ein gutes Beispiel für das typische Verhalten des Modells während Korrekturphasen, in denen der S&P 500 Index nach wie vor langfristig aufwärtsgerichtet ist, zeigt die Phase vom 30. August bis 5. September (insgesamt vier Handelstage): Das Modell wurde aufgrund einer Zwischenrallye positiv. Dieses Verhalten, während einer Erholung innerhalb einer Korrektur oder auch während einer Kursrallyes in einem Bärenmarktphase, ein positives Umfeld anzuzeigen, kann nicht verhindert werden.

    Im Gegenteil: Erholt sich der Index deutlich, sollte das Modell irgendwann positiv werden, da andernfalls der Grossteil einer positiven Bewegung verpasst werden könnte.

    Mit Hilfe des Untermodells „Index above MA43“ kann aber die Anzahl der so entstehenden Fehlsignale – insbesondere in Bärenmärkten, wie beispielsweise im Jahr 2022 – verringert werden. Das erklärt, warum das Untermodell „Index above MA43“ Berücksichtigung findet.

    Im Zusammenhang mit dem Modell von Fehlsignalen zu sprechen, wird allerdings nicht der Aufgabe des Modells gerecht: Diese besteht darin, den aktuellen Zustand des breiten Marktes objektiv auf Basis von Fakten (gegebenen Datenreihen) zu beurteilen. Was der Anwender des Modells letztendlich daraus macht, bleibt ihm überlassen.

    Ausblick

    Zu der Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ gehört noch ein Modell für die kurzfristige Beurteilung des Marktes – so wie sie im Rahmen der wöchentlichen Analyse zum aktuellen Marktumfeld vorgenommen wird. Hierauf geht der nächste Teil der Beitragsreihe ein. Dem folgt dann eine Vorstellung der Modelle zu den übrigen Komponenten des Gesamtmarktmodells.