Wie erwartet ist mit gestrigem Schlusskurs ein NET Countertrend-Signal generiert worden; siehe auch Grafik 1.
Im gestrigen Mitglieder-Webinar hatte ich mit Blick auf die Kursexplosion am vergangenen Montag, als der S&P 500 zu Beginn des Handelstages aufgrund einer Falschmeldung innerhalb weniger Minuten von -4% vorübergehend auf über +4% lief, dargelegt, warum eine Berücksichtigung des Countertrend-Signals Sinn machen kann:
Es reicht eine bedeutende positive Meldung aus, um eine Kaufwelle an den Aktienmärkten auszulösen. Vorausgesetzt, die entsprechende Nachricht beinhaltet eine „nachhaltige Veränderung der aktuellen Situation“, wie beispielsweise das vorübergehende Aussetzen der Zölle mit dem Ziel, Verhandlungen zwischen den USA und anderen Ländern über die Zolltarife führen zu können.

Soweit ist nach meiner Meinung die Argumentation schlüssig, in 2-3 Werte mit angemessener Positionsgrösse und Platzierung eines Verlustbegrenzungsstopps einzusteigen (siehe auch Aufzeichnung des Mitglieder-Webinars).
Die Argumentation hat aber einen „Hasenfuss“: Sie lässt die Volatilität unberücksichtigt. Die gestrigen Nachrichten und neuen Strafzölle, von denen ich grösstenteils zum Zeitpunkt des Webinars noch keine Kenntnis haben konnte (Beispiel: Erhebung weiterer neuer China Zölle) haben gezeigt, dass die Intraday-Volatilität nach wie vor extrem hoch ist und nicht etwa abgenommen hat.
Diese Tendenz setzt sich auch heute vorbörslich fort (Stand: 11 Uhr). Leider schützen selbst volatilitätsbasierte Verlustbegrenzungsstopps dagegen nur bedingt.
Hinzu kommt noch die Gefahr, mit offenen Long-Positionen über Nacht in negative Gaps zu laufen, die in Einzelaktien dann durchaus so gross sein können, dass wesentlich mehr verloren wird, als geplant. Auch hier helfen Verlustbegrenzungsstopps auf Volatilitätsbasis (ATR) nur bedingt.
Zudem steht nun auch noch die Quartalsberichtssaison vor der Tür. Auch dadurch dürfte erschwert werden, dass die Volatilität schnell wieder auf ein normales Level (unter 18 Punkte) fällt – sofern eben eine bedeutende, positive Nachricht seitens der US Regierung ausbleibt.

Wie hoch die Volatilität derzeit ist, lässt sich unter anderem am VIX Index (Volatilitätsindex der CBOE) ablesen. Grafik 2 zeigt den S&P 500 Index (oben) und darunter den VIX Index auf Tages-Schlusskursbasis. Der gestrige Schlusskurs lag bei 52,33 Punkten. Ein höheres Level wurde letztmalig während des Corona Crash im März 2020 und davor während der Grossen Finanzkrise (GFC) im dritten Quartal 2008 erreicht.
Meine Schlussfolgerung
Nach sorgfältiger Abwägung der Plus- und Minuspunkte eines Einstiegs, halte ich es für angebracht, auf die Umsetzung des Countertrend-Signals aufgrund der vorliegenden Sondersituation zu verzichten – auch auf die Gefahr hin, den ersten Teil einer neuen Aufwärtsbewegung zu verpassen.
Wir erleben gerade eine weltweite Neuordnung der Wirtschaft (Handelsströme), bedingt durch eine neue Politik der USA, die globale Auswirkungen auf alle Lebensbereiche hat.
Es macht daher auch aus diesem Grund Sinn, abzuwarten, wie die Märkte darauf reagieren. Zudem bedürfen Anpassungen immer auch einer gewissen Zeit.
Neue Gelegenheiten werden kommen – und auf die bin ich bereit geduldig zu warten.
Ausblick
Eines steht meiner Meinung nach fest:
Sollte Trump an den heute in Kraft tretenden Strafzöllen festhalten und zeitnah keine konkreten Verhandlungsergebnisse mit anderen Ländern aufweisen, werden die Aktienmärkte weiter nachgeben.
Helfen wird dann nur noch die Nachricht, dass die Zölle für einen Zeitraum von mehreren Monaten ausgesetzt werden, um Zeit für Verhandlungen zu gewinnen. Sollte es dazu kommen, werde ich sofort aktiv.
Eine solche Meldung kann jederzeit, also auch heute noch, kommen.
Disclaimer
Der Autor behält sich die Möglichkeit vor, entgegen der hier geschriebenen Ankündigung, ein Countertrend-Signal umzusetzen. Ein denkbarer Grund könnte in einer sich zwischenzeitlich veränderten Nachrichtlage bestehen.
Zur Zeit der Autor keine Aktien. Dies kann sich aber im Laufe der kommenden Tage oder Wochen ändern.
Faik Giese