In der heutigen Wochenanalyse kann ich mich kürzer fassen, als üblich. Am vergangenen Freitag, 28.2., wurden in dem Beitrag „Ausstiege & Stoppanpassungen“ die mit Blick auf Strafzölle plausibelsten Szenarien skizziert und jedem Szenario eine Eintrittswahrscheinlichkeit zugeordnet. Zudem wurde für jeden Fall eine Einschätzung bezüglich der voraussichtlichen Auswirkungen auf den Aktienmarkt abgegeben.
Der gesamte Beitrag vom Freitag, der auch Ausstiege und die Anpassung von Ausstiegsmarken beinhaltet, kann auch als Playbook (Strategiepapier) für die kommende Handelswoche gesehen werden.
Neue Erkenntnisse vom vergangenen Freitag
Durch deutliche Zugewinne am letzten Handelstag der Woche, konnte das Wochenminus in den weniger technologielastigen, marktbreiten Indizes erträglich gestaltet werden: Der S&P 500 und Russell 1000 gaben jeweils um 1,0% nach, während der Nasdaq Composite 3,5% verlor.
Der wesentliche Grund für den positiven Verlauf waren Berichte, wonach die ab Dienstag vorgesehenen Strafzölle gegen Kanada und Mexiko durch eine Kooperation doch noch verhindert werden könnten:
Die mexikanische Staatspräsidentin hatte den USA den Vorschlag unterbreitet, über Mexiko in die USA eingeführte Produkte aus China bereits in Mexiko mit Strafzöllen zu belegen. Die Idee dahinter: Kanada könnte ebenfalls so vorgehen und damit ein nordamerikanischer Handelsraum entstehen, der die Billigprodukte aus anderen Ländern, wie China oder der EU, so verteuert, dass kein Wettbewerbsnachteil mehr besteht.
Genaue Details zur Umsetzung wurden bislang – nach Kenntnisstand des Schreibers – nicht publik. Entscheidend ist mit Blick auf die Deadline am Dienstag allerdings auch nicht, wie die Details aussehen, sondern ob die USA sich darauf einlassen.
Circa zwei Stunden vor Marktschluss äusserte sich US Finanzminister Scott Bessent in einem Bloomberg Interview positiv über die Idee – sofern Kanada mitmachen würde. Genau dieses Interview verhalf den US Aktienmärkten zu einem deutlichen Kursanstieg in den letzten circa zwei Stunden.
Letztendlich verdeutlicht dieses Kursverhalten abermals: Kommt es zu einem erneuten Aussetzen der gegen Kanada und Mexiko vorgesehenen Strafzölle durch die US Regierung, wird es zumindest für einige Tage – eher Wochen – zu einer deutlichen Kurserholung kommen.
Für eine mehrwöchige Erholung sprechen insbesondere der stark ausverkaufte Markt (insbesondere im Technologiebereich), der hohe Pessimismus unter Privatanlegern, eine neutrale (nicht negative) Liquiditätskomponente, vorgesehene Steuererleichterungen und die den Konsum fördernden, vorgesehenen Massnahmen der US Regierung.
Übersicht zum aktuellen Stand der Modelle
Stand Gesamtmarktmodell mit Schlusskurs vom vergangenen Freitag, 28. Februar 2025:
Komponente | Stand | Punktestand |
Kursverhalten Einzelaktien | negativ | -3 |
Sentiment | positiv | +2 |
Liquidität (monetäre Seite) | neutral | +1 |
Gesamtmarktmodell: | neutral | 0 |
Ungeachtet dessen, dass das „Kursverhalten Einzelaktien“ negativ ist, siehe Grafik 1, wird das Marktumfeld vom Gesamtmarktmodell derzeit als neutral eingestuft. Massgeblich daran beteiligt ist die Sentiment Komponente. Nach AAII sind über 60% der Privatanleger pessimistisch, was im konträren Sinne positiv für den Aktienmarkt ist.

Kommt es zu einer Fortsetzung der Kurserholung, kann sich das Marktumfeld innerhalb weniger Tage deutlich verbessern.
Auffallend ist, dass die Liquiditätskomponente ungeachtet des unter der Woche vorübergehend negativ gewordenen Marktumfeldes neutral geblieben ist – was positiv für den US Aktienmarkt gewertet werden kann.
Grafik 2 zeigt den S&P 500 mit dem Zinsniveau der 10-jährigen Staatsanleihen. Das Zinsniveau ist weiter deutlich rückläufig – ein weiteres positives Zeichen.

Beachten Sie auch den Risikohinweis.
Plan für die anstehende Handelswoche
In einem separat erschienenen Beitrag, der heute bis 18:30 Uhr erscheint, wird der Plan für die anstehende Handelswoche erläutert (nur für Mitglieder).
Fazit
Die Aktienmärkte in der westlichen Welt stehen mit Ausnahme von Japan an einem entscheidenden Punkt: Setzen die USA tatsächlich Strafzölle gegen ihre beiden einzigen Nachbarn durch, dürfte auch andere Ländern dieses Schicksal ereilen. Wie in der Szenarioanalyse im eingangs erwähnten Beitrag vom vergangenen Freitag dargelegt, ist die Wahrscheinlichkeit eines deutlichen Kursrutsches an den Aktienmärkten – weltweit – in diesem Fall sehr hoch.
Das Daily Planner Pro Portfolio ist entsprechend positioniert. Ein deutlicher Kursrutsch käme mir persönlich sehr gelegen – zumal er die Spreu vom Weizen im Asset Management Bereich wie auch Trading trennen würde.
Kommt es zu keinen Strafzöllen gegen Mexiko und Kanada, dürften sich die Märkte erholen. Ich würde dann meinen Investitionsgrad wieder (weiter) ausbauen.
Faik Giese