Mittwoch, 12. März 2025

    In dieser Rubrik werden Chart-Muster vorgestellt, die im Rahmen des Daily Planner Pro zum Einsatz kommen.

    Was sind Chart-Muster?

    Kursverläufe von Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Devisen, weisen über einen längeren Zeitraum regelmässig einander ähnelnde Kursverläufe auf, die sich mit Hilfe von Mustererkennungsverfahren identifizieren lassen.

    So sieht beispielsweise ein typisches Muster im Aufwärtstrend so aus, dass nach einem Anstieg eine Konsolidierung folgt, während der die Aktie, Anleihe (etc.) kein neues Hoch markiert. Innerhalb solcher Konsolidierungen wiederum können Kursverläufe entstehen, die Ähnlichkeiten mit vorangegangenen Konsolidierungen haben – und zwar unabhängig vom Markt (Rohstoffe, Anleihe, Aktie etc.).

    Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich diese Muster (Kursverläufe) einander ähneln, aber nicht zu 100 Prozent identisch sind.

    Vorteile von Chart-Mustern

    Chart-Muster lassen sich hervorragend mit dem Mantra der BSA Strategie kombinieren. Sie ermöglichen den Einstieg in Aktien, die Branchen zugeordnet werden, die von einem zuvor identifizierten Leitthema (auch als Trendthema bezeichnet) profitieren.

    Ablaufprozess

    1. Identifikation und Analyse eines Leitthemas.
    2. Identifizieren der vom Thema profitierenden Branchen.
    3. Abschätzen der Nachhaltig (Trendthemendauer) und Einschätzen des Makroumfeldes.
    4. Zusammenstellung eines Pools von zugehörigen Aktien.
    5. Warten auf einen Trigger (Auslöser); der zusammengestellte Aktienpool entspricht meiner Watch List.

    Zuletzt genannter Punkt ist von grosser Bedeutung, da ein sofortiger Einstieg nach Zusammenstellung des Aktienpools (Punkt 4) nur selten Sinn macht.

    Zwei repräsentative Beispiele, die einen sofortigen Einstieg wenig sinnvoll erscheinen lassen:

    • Die Aktie(n) hat (haben) sich bereits zu weit von ihrer letzten Seitwärtsbewegung entfernt.
    • Ein Earnings Announcement (Veröffentlichung von Quartals- oder Jahreszahlen) steht unmittelbar bevor.

    Im Rahmen der BSA Strategie (Daily Planner Pro Kernstrategie) werden Chart-Muster verwendet, die eindeutige Einstiegspunkte definieren. Wird ein solcher Punkt erreicht, löst dies ein Einstiegssignal aus. Der Einstiegspunkt ist vor dem Handelsbeginn, regelmässig sogar einige Tage im Voraus bekannt.

    Der Einstieg selbst kann zum Marktschluss oder während des Handelstages oder in mehreren Schritten erfolgen.

    Eines der erhabensten Momente, die man meines Erachtens als Trader und Investor erleben kann, besteht darin, obigen Ablaufprozess zu vollziehen, geduldig auf den Trigger zu warten und dann eine Aktie wie ARLP am unteren Rand der Seitwärtsbewegung zu kaufen (Chart-Muster „Shake-Out“ oder auch „False Breakout“); siehe folgende Grafik 1, die die Aktie Alliance Resource Partners (ARLP) im Tages-Chart zeigt. Der Einstiegstag ist mit einem blauen Pfeil markiert.

    Anmerkung: Dies ist keine Aufforderung zum Kauf der Aktie! Beachten Sie zwingend den Risikohinweis.

    Effizienz Faktor

    Ein weiterer, wesentlicher Vorteil, den das Zurückgreifen auf Chart-Muster mit sich bringt, besteht darin, dass über den Einstieg nicht mehr lange nachgedacht werden muss.

    Chart-Muster können die Handelseffizienz deutlich steigern.

    Faik Giese

    In dem Moment, wo ein Chart-Muster entsteht, ist klar, wo und unter welchen Bedingungen ein Einstieg erfolgt. Bedingung hierfür ist allerdings, dass zuvor die Arbeit investiert wurde, diese Parameter festzulegen. Im Daily Planner Pro erfolgt die Identifikation von Ein- und Ausstiegspunkten genäss den von mir verwendeten Parametern.

    Nachteile von Chart-Mustern

    Die Verwendung von eindeutig definierten Chart-Mustern hat auch Nachteile. Insbesondere das genaue Definieren lässt wenig Platz für individuellen Spielraum, also eigene Entscheidungen. Je nach individueller Neigung kann die Verwendung von Chart-Mustern daher auch als einengend empfunden werden.

    Dieser Punkt lässt sich entkräften, indem beim Einstieg variiert wird. So lässt sich beispielsweise ein Ausbruch über das letzte x-Tage Hoch vorwegnehmen (antizipieren) oder ein Einstieg verzögern, indem beispielsweise auf den ersten Kursrücksetzer gewartet wird.

    Ein weiterer Nachteil besteht in der (grossen) Versuchung, Aktien nach Chart-Mustern handeln zu wollen, ohne den Kontext (Branchenzugehörigkeit, Marktumfeld etc.) zu berücksichtigen.

    An dieser Stelle sei ganz klar gesagt:

    Der Handel von Aktien mit Hilfe von Chart-Muster führt ohne Berücksichtigung des Kontext mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Misserfolg.

    Faik Giese

    Der Verlockung, sich nur auf die Identifikation von Chart-Mustern zu konzentrieren und alle anderen Dinge aussen vor zu lassen, ist zwar gross, sollte aber mit etwas Disziplin verhindert werden können.

    Die folgende Grafik 2 zeigt ein Beispiel vom September 2024 in Scorpio Tankers. Der potenzielle Einstiegskurs wird im Chart mit einem blauem Pfeil markiert. Zum Zeitpunkt des potenziellen Einstiegs war das Umfeld für Tankeraktien auf Branchenebene eindeutig unvorteilhaft, so dass ich von einem Einstieg Abstand nahm – auch wenn ein Einstieg kein Beinbruch gewesen wäre, da die Aktie zunächst nach oben lief.

    Meiner Erfahrung nach besteht der grösste Nachteil im oben genannten Ablaufprozess in der Gefahr, dass nach der vorletzten Stufe (Zusammenstellung des Aktienpools) die enthaltenen Aktien weglaufen, also deutlich im Kurs zulegen, noch bevor ein Kursmuster überhaupt entstehen konnte.

    Der einzige Weg, diesen Nachteil zu entkräften, besteht darin, eine Vielzahl von unterschiedlichen Chart-Mustern zu handeln.

    Abschlussbemerkung

    Auch die Verwendung von Chart-Mustern kann nicht verhindern, dass Positionen im Verlust geschlossen werden. Letztendlich kommt es darauf an, die Verlust-Trades im Vergleich zu den Gewinn-Trades möglichst klein zu halten (zumindest im Durchschnitt).

    Beachten Sie zwingend den Risikohinweis.